erste spiegelung

Transextasis ist im weitesten Sinne eine auf Selbsttechniken spezialisierte Organisation und bietet persönliche Beratung bezüglich der eigenen Lebenskonstruktion an. Selbsttechniken zielen auf die Konstituierung von menschlichen Identitäten ab, wobei sie das Konzept des „sich-selbst-identisch-sein“ fundamental in Frage stellen. Wie soll man „sich selbst“ sein, wenn „Das Selbst“ ein aus der Psychiatrie stammendes Symptom gerade für die Pathologie der „Ich-Bezogenheit“ ist?

Identität wird klassisch über Zugehörigkeit definiert, sprich beispielsweise über Rasse und regionale Zugehörigkeit wie Nationalität, Familie, Geschlechtskonstrukte, professionelle Tätigkeiten, Ideologien oder schlicht Musikgeschmack, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Viele Menschen glauben demnach zu wissen, wer sie wirklich sind, nur weil sie so oder anders in dieser Welt sozialisiert worden sind oder ihre Persönlichkeit gebildet haben. Ich im Gegenteil nehme an, dass diese Gaben, welche uns das Leben geschenkt hat, als Indikatoren dazu dienen könnten, uns selbst näher zu kommen, indem wir sie als künstliche Konstruktionen wahrnehmen in und in ihren Wurzeln in Frage stellen. In einem ersten Schritt objektivieren wir dadurch „Die Identität“, und erhalten ergo Zugriff auf eine andere Konstruktion dessen, was wir „Selbst“ zu nennen pflegen. Es geht im Grunde darum, „sich selbst“ loszuwerden, um ein anderes zu werden.

Selbsttechniken sind Bausteine für ein glücklicheres, unterhaltsameres und vor allem neues Leben. Entgegen der Psychologisierung von Problemen „mit sich selbst“ verlagern sie die Probleme nicht in den Kopf oder gar ins Gehirn, sondern wenden sich oft „nach draussen“ und werden in alltäglichen Situationen angewandt. Ziel dieser Vorgehensweise ist, die Funktionsweise vom Konzept der Selbsttechniken der/dem GebraucherInn zu vermitteln, so dass sie als Katalysator für selbstinduzierte Veränderungen gebraucht werden können, ohne eine unterstützende Tätigkeit durch institutionelle Organisationen weiterhin notwendig zu machen.

Transextasis vertritt in diesem Kontext eine spielerische Vorgehensweise. Einerseits soll durch das »technische« Eingreifen in die individuell-subjektiven Identitätskonstrukte eine Öffnung gegenüber einer hyperkomplexen Umwelt erreicht werden, andererseits ist eben diesem Verlangen nach weniger Selbstzentrierung eine unverkrampfte Art der Konfrontation entgegenzustellen, die zwar den Seins-Zustand der jeweiligen Person in Frage stellt, ihn aber dadurch eher karikiert als ihn ernst zu nehmen.

Eine Karikatur überzeichnet Merkmalseigenschaften, so dass sie als lustig wahrgenommen werden. Demnach ist das Lachen ein sehr genauer Indikator für die Verfassung eines Menschen. Ziel von Transextasis ist, dir von dir selbst ein Lachen schenken zu lassen, welches bis zum Ende eines Lebens anhält, und welches durch sich selbst hervorgebracht wird.

Bis dieser Text weiter verfeinert und wissenschaftlichen Standards genügen wird, verweise ich gerne auf Autoren, die für mich bei der Konzeption dieses Verständnisses von Selbsttechniken massgebend bereichert haben, und anhand deren Leitlinien ich einen wissenschaftlichen Text verfassen werde:

Michel Foucault (Sexualität und Wahrheit 1-3, Suhrkamp Verlag; Überwachen und Strafen)

Georges Bataille (Der heilige Eros, Die innere Erfahrung)

Judith Butler (Das Unbehagen der Geschlechter)

Gilles Deleuze (Antiödipus)

Donna Haraway (Cyborgs)

Jean Baudrillard

Friedrich Nietzsche (Die Genealogie der Moral; Also sprach Zarathustra, … im aussermoralischen Sinn)

Philippe Descola (Jenseits von Natur und Kultur; Die Ökologie der anderen)